Ja ja, ich weiß, Weihnachten ist nich lang hin, aber ich möchte Euch meine persönliche Weihnachtsgeschichte erzählen, mein 1. Weihnachten ausserhalb meiner Familie.
Ich begann Mitte November 1994 meinen ersten psychotherapeutischen Klinikaufenthalt, der insgesamt 6 Monate dauern sollte. Ich sah für mich diesen Schritt auch als einen perdönlichen Cut an, denn ich wollte nach dem Klinikaufenthalt ein neues Leben beginnen, und das sollte für mich mehr Abstand zu meiner Familie heissen. Und so stand für mich schon zu Beginn meines Aufenthaltes fest, dass ich Weihnachten zum ersten Male in meinem Leben nicht im Kreise meiner Familie, sondern in Stuttgart in der Klinik zubringen wollte.
Um Teile der Geschichte besser zu verstehen erzähle ich erst einmal von der Lage der Klinik. Stuttgart, wer es nicht kennt, liegt in einer Art Suppenschüssel, umgeben von recht hohen und ansehnlichen Erhebungen, unten im Tal lebt "das einfache Volk" und an den Hängen und oben die "feinen Leute" mit Blick nach Stuttgart herunter.
An einem dieser Hänge liegt die Klinik, etwa auf halber Höhe eines diese Hänge, mit einem gewissen Kopfverrenken und nach Vornebeugen konnte man durchaus ins Tal nach Stuttgart schauen. Nur wenige Meter darüber beginnt der Stadtteile Sonnenberg, eine typisch schwäbische Siedlung mit kleinen, aber feinen und schmucken Einfamilienhäusern, einem Alten- und Pflegeheim, und einer evangelischen und einer katholischen Kirche oben auf der Krone. Beide spielen noch eine Rolle in meiner Gechichte. Und der Weg da nach oben war ziemlich steil, und für den zierlichen Bären schon eine Herausforderung.
In der Klinik waren rund 200 Patienten, von denen zu Weihnachten so 30, 35 bleiben wollten, der Rest fuhr über die Feiertag nach Hause. Das machte mich schon froh, denn ich befürchtete, der Einzige zu sein der dort blieb, und ich trug mich schon mit dem Gedanken, zur Weihnachtsfeier hoch in das Altenheim zu gehen, was sich dann ja erledigte.
Anfang Dezember wurden wir Dableiber gefragt, wie wir das Fest gestalten wollten, wir sollten eine Liste machen, was wir an Weihnachtlichem denn alles kaufen wollten. Ein kurzer Blick auf die Deko vom Vorjahr zeigte uns, dass wir ausser Christbaumschmuck und elektrischen Kerzen so ziemlich alles neu kaufen mussten, was halt zu einer Weihnachtsfeier gehört. Doch von der Klinikleitung gab es einen empörten Aufschrei: "Weihnachtlicher Tischschmuck mit echten Kerzen, oh no, ohne uns. Auch keine Teelichter, das kommt nicht in Frage, nachher vergesst ihr die Kerzen wieder auszumachen, oder nehmt sie mit aufs Zimmer, und dann brennt der Laden. Das hatten wir schon einmal, nie wieder."
Ihr könnt Euch vorstellen, dass wir ziemlich belämmert dreinschauten. Was wir auch versuchten, es kam immer ein "Nein!". Aber irgendwie überzeugten wir die Klinikleitung doch, denn herrjemineh, wir waren doch Erwachsene, und so hieß der Kompromiss, Teelichter, nur im sogenannten "Musikraum", wo wir die Weihnachtsfeier machen wollten, und eine Stationsschwester mussste dabei sein.
Wir bekamen 500 DM und ein Team der Patienten tigerte mit der Einkaufsliste den Berg hoch, der Bär war dabei. . Oben beim Aldi hing ein Plakat "17.12.1994 - Georg Friedrich Händel - Der Messias". Das Stück allein war für mich nicht interessant, aber dieses berühmte "Halleluja", und ich wollte das unbedingt miterleben, nur wegen diesem "Halleluja".
Und kaum wieder in der Klinik klopft es an meiner Tür, und mein Zimmernachbar Gernot N. steht davor, ganz aufgrergt: "Rolf hast du gehört, in Sonnenberg wird der Messias aufgeführt." Ja auch er war ein Fan vom "Halleluja". Und wir beschlossen da hochzutigern und uns unser Halleluja anzuhören.
Fortsetzung folgt
Manja Administrator
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So 2 Nov 2014 - 23:42 Uhr: Thema: Re: Eine Weihnachtsgeschichte - ohne zu sehr weihnachtlich Beitrag ID: #110128 - Erstellt von: Manja
Das mit den kerzen kenn ich auch, allerdings vom alten- und Pflegeheim... irgendwie sind die Betreuer da echt ganz vorsichtig, was ja auf einer Seite gut ist, aber auf der anderen ward ihr ja eben nicht in einem solchen Heim.
Bin schon gespannt, wie deine Geschichte weitergeht... !
Eine Weihnachtsgeschichte - ohne zu sehr weihnachtlich